ErzÄhlungen
Erzählungen
Frühe Erzählungen
(1971-1974)
Märchen (1972)
Kurzerzählungen
(1974-1975
)
  [...] Nach dem Abendessen hören wir zusammen Musik, die wir beide lieben. Die Musik macht unsere Herzen, die gewöhnlich hart und schmutzig zu sein pflegen, um überleben zu können, wieder weich und rein. Und ich sage zu meinem Bruder: Es ist ein prächtiges Gefühl, ein reines Herz zu haben; was meinen Sie dazu, Herr Bruder? Und er meint: Oh ja, der Musikstrom, der uns zugleich zärtlich und mächtig zu sein scheint, ist sehr heilsam. Das meint also mein Bruder, und ich bin mit ihm ganz einverstanden. Ich freue mich immer auf einen Besuch bei meinem Bruder, obwohl ich Angst habe. [...]

Aus dem 1. Kapitel "Mein Bruder, den es nicht gibt" des Schulaufsatzes “In der Dunkelheit wird auch das kleinste Licht zur Sonne ” (1974).

Als kleines Kind,das sich vor vulgäre Wörtern, wie z.B. Hundedreck, scheute, konnte Michal sagen: “Der XY ist in ein gemeines Wort getreten.”
Seine “Tante” Marenka mochte ihn da aufziehen durch Verwendung vieler “gemeiner Wörter” und Michal wehrte sich durch Beissen.

Mit zwei Lehrern des Gymnasiums hatte Michal Zochovický Mühe: Mit dem Biologielehrer wegen dessen Unklarheit in der Stoffvermittlung und mir dem Mathematiklehrer, weil er sich von ihm sehr ungerecht behandelt fühlte. (Einmal entgegnete er ihm, er müsse sehr unglücklich sein, dass er so böse sei, worauf dem so offenbar treffend Angesprochenen die Tränen in die Augen geschossen seien.)
Der erste Konflikt mag seine Erlösung in den Märchen, eigentlich sind es Tierfabeln, und in den ersten zwei Theaterstücken gefunden haben. Der zweite, härtere Konflikt fand Ausdruck nicht nur in den in der Mathematikstunde geschriebenen Gedichten, sondern auch in gewissen frühen Erzählungen, wie z.B. “Die Unzerstörbarkeit der Nichtexistenz”, “Die Erkenntnis” oder “Das Spiel”, deren fast abstrakter, aber doch am Konkreten bleibender Gedankengang dem Suchen und Finden aller denkbaren möglichen Lösungen eines mathematischen Problems gleicht, dessen Elemente, aber nicht Zahlenverhältnisse und Mengen, sondern Bewusstseinszustände und Standpunkte sind.
Es ist auch das Erweben einer später nur im Hintergrund wirkenden, selbstverständlich gewordenen Fähigkeit.

Die Kurzerzählungen (1974/75) gleichen absurden phantastischen (Alb-)Traum-Sequenzen mit überraschenden Wendungen.
Die vier letzten Erzählungen /1985-88) sind wieder ruhiger und länger. Aber an einen Roman mochte der 36 jährige M.Z. sich nicht wagen, dazu, sagte er, brauche er noch einen vollkommeneren Sprachausdruck.

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Foto: Dušan Šimánek
 
 
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