Vier ErzÄhlungen (1985 - 1988)
Erzählungen
Frühe Erzählungen
(1971-1974)
Märchen (1972)
Kurzerzählungen
(1974-1975
)
 

 

Unter Akazien (1985)

Zusammenfassung
Moritz wünscht sich einen Hund und bleibt untentschlossen welchen. Sein alter Freund Djuro rät ihm, sich mit der Wahl nicht zu quälen. Zu seinem Glück findet ihn der richtige Hund, als er ihn nicht mehr sucht.

Leseprobe (Anfang)
Moritz Abramowitsch blätterte unschlüssig in einer alten Nummer der “Kynologischen Revue”, seufzte und legte sie zu den anderen Zeitschriften und Büchern auf den kleinen Tisch neben dem Sofa . Haben ihn die Bücher nur einen kleinen Schritt weitergebracht? Neben poulär-wissenschaftlichen, hundefreundlichen Bildbänden lagen da auch streng der reinen Wahrheit verpflichtete, unbarmherzige Publikationen, die auf verschiedene Missbildungen bei Hunden hinwiesen und sie abbildeten. [...]

 

Das Gedicht (1985)

Zusammenfassung
Unausgesprochener Dialog zwischen dem ägyptischen Reiseleiter Dr. Mahdi und einer Gruppe französischer Damen des Lyoner Lesezirkels über die (Un-) -vergänglichkeit der Schönheit.

Leseprobe (Anfang)
Dr. Mahdi sass auf dem Oberdeck der “Pharao”, und die Sonne schien ihm ins Gesicht. Er hielt die Augen geschlossen, denn er kannte den Fluss auswendig, und die schmalen Grünstreifen, die sich den beiden Ufern entlang zogen, boten dem Betrachter wenig Abwechslung. “Die Wüste ist zweifellos viel anregender”, sagte einmal Dr. Mahdi einem erstaunten Franzosen. Auch diesmal betreute Dr. Mahdi eine französische Reisegruppe: zweiunddreissig Damen aus dem Lyoner Lesezirkel hatten die Absicht, in acht Tagen viertausend Jahre zu durchqueren. Dr. Mahdi verurteilte den kommerziellen Tourismus nicht, denn er brachte seinem armen Land Geld, und es störte ihn auch nicht seine Oberflächlichkeit; Dr. Mahdi selber war ein tiefer Mensch. Ihn erschreckte vielmehr die ungeheure Zeitraffung, der sich die französischen Damen ahnungslos aussetzten. Viertausend Jahre in acht Tagen! Die Damen schienen aber mit der Zeitraffung gut zurechtzukommen. Sie entging ihnen, so riesig war sie. Ob auch sie ihr entgingen? Dr. Mahdi überkam eine schier unermessliche Trauer.

Aus der Trauer holte ihn der Gong des Stewards heraus, der das Mittagessen ankündigte. [...]

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Im Schatten grosser Bäume

Zusammenfassung
Der Amsterdamer Hafenarbeiter Rolf geht es nicht gut, und er bekommt Urlaub, den er für eine Reise nach Goa benützt. Viele andere Menschenschicksale sind mit demjenigen Rolfs verknüpft, so lose, dass es wie zufällig erscheint. Aber in allen erscheint auf irgendeine Art der Tod, sein eigener, der ihn am Ziel seiner Reise erwarten wird?

Leseprobe (Anfang)
In der Nacht hatte Rolf zu viel Speed genommen, und als er am Morgen in den Hafen kam, zuckte sein linkes Auge und die Beine zitterten. Der Vorarbeiter schaute ihn an und sagte, das Schiff aus Bombay habe Verspätung und die frische Luft würde Rolf guttun. "Schau später im Schwarzen Schwan vorbei" sagte er. Am Pier warten hell- und dunkelhäutige Inder auf das verspätete Schiff. Rolf fiel eine junge Frau im schwarzen Sari auf, und er dachte, sie sehe wie eine schöne grosse Libelle aus. Ihr Sari flatterte im Wind, und Rolf sah gegen das Licht, dass der Stoff durchsichtig war. Matrosen warfen dicke Taue über Bord, und Rolf fing eines und begann es an einem eisernen Pflock festzubinden, als die junge Frau über das Tau stolperte und zu Boden gestützt wäre, wenn Rolf sie nicht aufgefangen hätte. Sie bedankte sich flüchtig und eilte weiter nach vor zum ankommenden Schiff. Amsterdam war die Endstation.

Im Schwarzen Schwan verwirrte der Glanz der Gläser für eine Weile Rolfs Blick. Doch da war der Vorarbeiter schon, Rolf sah ihn vorne stehen, mit dem Rücken an den Tresen gelehnt. "Ah, Rolf, da bist du ja! Was nimmst du?" Rolf nahm die Mütze ab und entblösste einen kurzgeschnittenen Schädel. Sein Gesicht war bleich wie bei einem Toten, und nur die blauen Augen belebten die ungesunde Blässe. Rolf setzte seine Mütze wieder auf. "Das schafft einen, nicht?" sagte der Vorarbeiter. "Dieses Hin- und Hergerenne, immer auf Trab, jede Sekunde eingeplant, und dann stirbt jemand, und alles gerät durcheinander... Hier das ist für dich, Rolf. Wasser? Sag halt. " [...]

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Birken (1988)

Zusammenfassung
Auf der Frauengruppenreise mit dem Titel "Die Frau in der Sowjetunion" reist auch die nur halb eingestandene Sehnsucht geliebt zu werden und zu lieben mit.

Leseprobe (Anfang)
Nach der Stadtbesichtugung schlug Renata vor, Kukarin doch Trinkgeld zu geben, aber das lehnten die deutschen Frauen ab, und auch Iren sagte nichts . Sie sah aus dem Busfenster zwei Polizisten miteinander sprechen, aber vielleicht waren es auch nur Soldaten . Was hatten sie für schöne weisse Zähne!

In der Hotelhalle wurden dann die Zimmerschlüssel verteilt, und Kukarin musste schwören, Karten für das Bolschoi zu besorgen . Im Zimmer nahm Renata eine Beruhigungstablette, und Iren kremte sich das Gesicht ein . Jede hätte nur eine Mark zu geben brauchen, sagte Renata , und war Kukarin nicht ein Schatz? Zuvor hatte sie ihn nach seiner Familie gefragt [...]

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