Michael Zochow (1954 - 1992)
 
  Erste Erzählungen, 2009
 
  Diese Internetseite ist dem Menschen und dem wieder zu entdeckenden Theaterautor gewidmet.

Seinen ursprünglichen Namen Michal (Michael) Zochovický behielt er bis 1981. Er war tschechoslowakisch-jüdischer Herkunft.

Eine der Inspirationsquellen war für M. Z. die sehr bewegte und reiche Lebensgeschichte seiner 1914 geborenen Mutter:

  • Maria, das christliche 18-jährige Dienstmädchen in der jüdischen elterlichen Familie von Edita Weinbergerová, von seiner Mutter also, hängte einst viele Heiligenbilder auf und verschonte so die Wohnung der wegen Pogrom geflüchteten Familie vor Raub und Verwüstung.
  • Der Name Zochovický kam nur dadurch ins Spiel, dass sie als junge Frau Edith Weinberger nach Palästina reiste und dort, um ihre Aufenthaltsbewilligung etwas zu verlängern, den sonst unbekannten Herrn Zochovický - für eine befristete Zeit- heiratete. Genügend Zeugen müssen dabei sein, weshalb sogar noch ein gerade auf der Strasse sich befindender Kuhtreiber zum Hochzeitsbaldachin herbeigerufen wurde.
  • Zweimalige Emigration von Zochows Mutter: das erste Mal 1938-46 im Widerstand gegen die Nationalsozialisten in Aegypten als Kommandantin eines Lastwagenfahrerinnen-Trupps der britischen Armee, in Haifa auf der britischen Briefzensur und danach in Teheran, weswegen sie, dann zurück in der CSSR, von den Kommunisten während langer Zeit als westliche Spionin (zeitenweise von acht Männern) beschattet (was sie erst auf Hinweise aus der Nachbarschaft bemerkte) und verhört wurde. Die Verhöre hörten auf, als sie schwanger war.
    Das zweite Mal floh sie mit ihrem Sohn 1968 vor den einmarschierenden Russen. Mit einem Koffer und zwei Luftmatratzen verliessen sie das Haus und gelangten in ihrem kleinen Auto über Jugoslawien, wo sie noch Bekannte hatte und Badeferien zu machen vorgab, auf deren Anraten dann über Oesterreich in die Schweiz, wo sie gut aufgenommen wurden. Da lebt Frau Zochovická heute im Altersheim.
    Neulich hat sie da einer Mitbewohnerin gesagt, sie sei zweimalige Emigrantin und Jüdin, worauf jene sie gefragt hat “Und was tun Sie dagegen?”. Der Arzt, dem sie es erzählt hat, kenne kein Kraut dagegen und erzähle den “Witz” mit Vergnügen weiter.

Das Mittel gegen die Schrecken von Märchenhexen, von ihn in Alpträumen heimsuchenden anderen Gestalten und von realen Machthabern war für Michael Zochow deren poetische Verwandlung. Dabei half ihm seine Lebenskunst, zu welcher grosse Leichtigkeit der intellektuellen Auffassungsgabe und tiefes und bewusstes Gefühlserleben, Phantasie, mutiges Selbstbewusstsein, Schlagfertigkeit, spontan sich ausdrückende Freude und Lebenskraft, weises Schätzen jedes glücklichen Augenblicks und Achten des eigenen Geheimnisses gehörten. Und hinzu kam allmählich die Überwindung des jugendlichen Beweisensmüssens der eigenen Überlegenheit und Macht - er konnte in unglaublichen Skandalen Schrecken und Peinlichkeiten verbreiten - zugunsten reifender Selbstsicherheit und Liebe.

Hinweis: Alle Manuskripte befinden sich in der Zentralbibliothek Zürich.

 

Ganz herzlichen Dank für ihre grosse oder kleine Unterstützung allen Sponsoren

Roberto Braun, Alena Greminger , Felix Prader, David Streiff, David Trachsler, Susi Trachsler, H.P.Trutmann, Fatima Heussler, Iren Stehli, Christoph Vitali, Jossi Wieler, Edith Zochovická

und anderen Helfern:
Stefan Heilmann, Roland Jung, Stephen Tree, Klaus Völker, Radmila Zochow

besonders Bohdan Holomíček, Dušan Šimánek, Iren Stehli, Bruno Bührer und Clifford Seidling (unbekannterweise) für ihre Photographien, Max Rohr, Joachim Boss und Carsten Kwast für die organisatorische, technische und gestalterische Verwirklichung und Edith Zochovická für ihre Informationen und für ihre Liebe.

 
 
 
 
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